Motorenliebhaber mit einem Faible für Sechszylinder und aufwärts müssen jetzt ganz stark sein: Statt nur wie neuerdings üblich nur den Hubraum zu verkleinern, haben die Fiat-Ingenieure beim neuen 0,9-Liter-Aggregat gleich auch die Anzahl der Zylinder von vier auf zwei halbiert.
Um Triebwerke sparsamer und effizienter zu machen, geht es zurzeit den großvolumigen Aggregaten an den Kragen, deren Hubraum verringert wird, bei gleichzeitiger Leistungssteigerung mittels Turbo- oder Kompressoraufladung. Downsizing heißt hier das Stichwort. Fiat geht jetzt einen Schritt weiter und reduziert die Zylinderanzahl gleich mit: Der neue 0,9-Liter-Benziner, der speziell für den Einsatz in Kleinwagen konzipiert wurde, hat nur noch zwei Zylinder. Die in naher Zukunft in drei Leistungsstufen angebotene Motorenfamilie Twinair debütiert Anfang September im Fiat 500 als Turboversion mit 63 kW/85 PS. Der genaue Preis steht noch nicht fest, dürfte sich aber bei rund 13.500 Euro bewegen.
Allein die Vorstellung, mit nur zwei Zylindern unterwegs zu sein, dürfte bei manchem Autofahrer eher Unbehagen wecken. Aber der neue Motor hat mit einem Zweizylinder aus den 50er Jahren nur soviel zu tun, wie der alte Fiat 500 mit seiner modernen Interpretation. Früher bedeutete ein solch kleines Aggregat Verzicht auf Leistung und Laufruhe. Der Twinair-Turbo mit 63 kW/85 PS verfügt indes über reichlich Power und will darüber hinaus mit Sparsamkeit glänzen. Hier kommt die Multiair genannte Technik zum Einsatz. Die Einlassnockenwelle wird durch ein elektrohydraulisches System ersetzt, das eine für den jeweiligen Belastungszustand des Motors optimale Ventilsteuerung ermöglichen soll.
Ein Drittel weniger Verbrauch - angeblich
Gegenüber dem vergleichbaren 1,4-Liter-Vierzylinder mit 74 kW/100 PS sinkt der Kraftstoffverbrauch von 6,3 auf 4,1 Liter oder von 149 auf 95 Gramm CO2. Der Turbo übertrifft mit 145 Nm sogar das Drehmoment des 1,4-Liters um 14 Nm. Das Drehmomentmaximum liegt bei 1.900 Umdrehungen an, eine weitere Verbesserung gegenüber dem 100-PS-Aggregat. Zudem benötigt das Triebwerk weniger Platz, so dass die Kombination mit einem Mild-Hybrid-System denkbar ist. Außerdem kostet die Produktion weniger als herkömmliche Aggregate - bei den geringen Margen im Kleinwagengeschäft ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftlichkeitsfaktor.
Doch wie fährt es sich mit nur zwei Zylindern? Bei ersten Testrunden auf Autobahn und Landstraßen um Turin gab sich das Motörchen sehr kultiviert. Sein Sound ist kehlig und erinnert beim festen Durchtritt des Gaspedals ein wenig an ein Motorrad. Fast hat man den Eindruck, er will akustisch keinen Zweifel aufkommen lassen, dass er halbe Sachen machen könnte. Dabei braucht es eigentlich gar keine akustische Unterstützung. Man ist flott unterwegs, der Spurt von 0 auf 100 km/h gelingt gefühlt viel schneller als in den angegebenen elf Sekunden. Nur die angepriesenen Verbrauchswerte wollten sich nicht so recht erfahren lassen. Die 4,1 Liter schienen bei heißem Sommerwetter unerreichbar zu sein. Der Bordcomputer schaffte es nicht, Werte unter 7,1 Liter zu melden.
Langfristig wird die neue Motorenfamilie, die in drei Leistungsstufen zwischen 48 kW/65 PS und 77 kW/105 PS angeboten wird, die bisherigen Benziner ersetzen. Der jetzt vorgestellte Zweizylinder weckt jedenfalls Neugierde auf seine zwei noch kommenden Ableger.
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